SRG unter Druck
Die SRG navigiert derzeit zwischen Sparzwang und Service-public-Auftrag – ein Balanceakt mit ungewissem Ausgang. Mit einem Spardruck von 270 Millionen Franken bis 2029 plant das Medienunternehmen eine radikale Zentralisierung und den Abbau von rund 300 Stellen. «Es ist wahnsinnig ambitioniert, was da jetzt passieren soll», kommentiert Medienredaktor Nick Lüthi die angekündigten Massnahmen. «Vielleicht kommen die Massnahmen zu spät.»
**Radikale Umstrukturierung und Zentralisierung ** Generaldirektorin Susanne Wille präsentierte die radikalen Spar- und Umbaumassnahmen gemeinsam mit Verwaltungsratspräsident Jean-Michel Cina sowie sämtlichen Direktoren der Sprachregionen (SRF, RTS, RSI, RTR), der Swissinfo-Direktorin und dem Finanzchef – ein beispielloser geschlossener Auftritt der SRG-Spitze. Bereiche wie IT, Personal und Finanzen sollen erstmals zentralisiert werden, ebenso Sport und Fiktion auf nationaler Ebene produziert.
Die Transformation geht so weit, dass selbst die Generaldirektion als Institution zur Disposition steht. «Nicht einmal die oberste Etage ist sakrosankt», so Lüthi. Wille könnte künftig nicht mehr Generaldirektorin, sondern Generalkoordinatorin heissen. Die neue Struktur orientiert sich an einer agileren Holdingorganisation statt den bisherigen festen Einheiten.
**Digitaler Wandel im Fokus ** Die SRG rechnet damit, dass in fünf Jahren 75 Prozent des Konsums digital erfolgen wird. Dies bedeutet eine massive Verschiebung weg vom linearen Fernsehen hin zu zeitversetzten, digitalen Angeboten.
Auch das symbolträchtige Gebäude an der Giacomettistrasse in Bern – «der Inbegriff von der SRG», wie Ackeret es nennt – soll bis Ende 2026 aufgegeben werden. Die Generaldirektion würde ins Radiostudio Bern ziehen, wo bereits Radio SRF und Swissinfo ansässig sind. Allerdings läuft der Mietvertrag mit der Mobiliar noch bis 2032, was den Auszug komplizieren könnte. «Das letzte Wort ist dort noch nicht gesprochen», gibt Lüthi zu bedenken.
**«Das ist ein Fehlentscheid gewesen» ** Das Ende der Kultursendung «Gesichter und Geschichten» sorgte parallel für grosse Emotionen. «Im Nachhinein ist das ein Fehlentscheid gewesen», urteilt Ackeret über die Einstellung der traditionsreichen Sendung. «Eine neue Marke aufzubauen ist viel schwieriger als eine bestehende einzustampfen», gibt Lüthi zu bedenken.
Kommentare
Neuer Kommentar